Wie im letzten Artikel bereits betont, ist es unerlässlich, sich nicht einfach unüberlegt in das Thema Sport hineinzustürzen, sondern genau zu wissen, welchen Zweck das Training verfolgen soll. Hier will ich euch zeigen, wie ich meinen ganz persönlichen perfekten Trainingsplan gefunden habe.

Schwerer als gedacht

In meinen Anfängen wollte ich riesig werden. Unglaubliche Muskelberge sollten die Nähte meiner Oberteile bis auf’s Äußerste strapazieren. Bis zum Hulk und noch viel weiter! Es war das übliche Bild von jemandem, der in’s Fitnessstudio ging. Und diesem Bild wollte ich entsprechen.

Viele wünschen sich gewaltige Oberarme, mit denen sie problemlos Getränkedosen zerbersten und sogar Autos anheben können. Sie sind bereit, hart dafür zu arbeiten und stecken ihr ganzes Herzblut in ihr Ziel. Diese Menschen sind zumeist ein Vorbild an Ehrgeiz und Disziplin und verdienen größten Respekt.

Bei mir stellte sich allerdings recht zügig Ernüchterung ein. Ich musste feststellen, dass “groß” zu werden gar keine so leichte Angelegenheit war. Aufgrund eines recht guten Stoffwechsels hätte noch viel mehr trainieren und vor allem viel mehr essen müssen, um mein ambitioniertes Ziel zu erreichen.

Die mir zur Verfügung stehende freie Zeit neben Arbeit, Familie und anderen Interessen war und ist, wie bei den meisten anderen auch, sehr begrenzt. Ich erkannte, dass mir Sport als solches zwar sehr wichtig war, ich jedoch nicht bereit war, einen Großteil meiner Energie diesem einzelnen Projekt zu widmen oder gar meinen Einsatz in anderen Projekten zu reduzieren.

Selbstreflexion

Ich musste Prioritäten setzen und begann, meine Motive zu hinterfragen. Wollte ich wirklich Autos anheben? Welchen Stellenwert sollte ich dieser Sache in meinem Leben einräumen?

Von diesen Fragen bis zum heutigen Verständnis über mein Workout war es ein langer Weg. Ich informierte mich über diverse Trainingsmethoden, probierte viel herum und sammelte Erfahrungen.

Im Laufe dieses Prozesses lernte ich unglaublich viel über das Thema, vor allem aber über mich selbst. Und je mehr ich mich mit beidem auseinandersetzte, desto klarer wurde meine ganz persönliche Zielsetzung.

Maßgeschneidert

Ein ganz wichtiges Kriterium hatte sich über die Jahre sehr deutlich herauskristallisiert: mein Plan sollte möglichst simpel sein! Zu komplexe Workouts hatten mich immer abgeschreckt. Die angepriesene Abwechslung und die versprochene Präzision bedeuteten für mich letztendlich nur Stress, den ich mittels Sport ja eigentlich abbauen wollte. Außerdem bedeutet komplex meist auch zeitaufwändig, wohingegen ich bemüht war, so viel wie nötig, aber doch so wenig wie möglich mit dem Training zu verbringen.

Ich wollte nicht ständig einen Taschenrechner bemühen müssen, um das exakte Gewicht für die nächste Übung zu ermitteln. Spezielle Spezialmaschinen sollten ebenfalls nicht enthalten sein, denn ich wollte die Möglichkeit haben, ohne viel Aufwand und Kosten auch zu Hause trainieren zu können.

Funktionalität war eine weitere wichtige Maßgabe. Übungen, die nur ausgeführt werden, um diesen einen Muskel möglichst hübsch auszuprägen, hatten keinen Platz in meinem Plan. Ich brauche Kraft für ganz praktische Dinge: um Kisten zu schleppen, die Schubkarre zu schieben und mein Kind so lange in die Luft zu werfen, bis es sich zu alt dafür fühlt.

Oberste Priorität und somit Hauptgrund für die ganze Quälerei ist jedoch, auch im hohen Alter körperlich und geistig fit zu sein. Sportliche Betätigung soll mich vor all den lästigen Krankheiten bewahren, die mich ansonsten möglicherweise erwarten.

Ich möchte in vielen Jahren dazu in der Lage sein, meine Enkel auf den Arm zu nehmen und ihnen im Garten hinterherzujagen, ohne mir dabei Gedanken um meine Gelenke oder mein Herz machen zu müssen.

Am Ende dieses Prozesses standen drei Trainingstage, die es in der Woche zu absolvieren galt. Zwei Tage davon für Kraftsport, um die Enkel zu heben, ein weiterer Tag für Konditionstraining in Form von Jogging, damit sie mir später nicht davonlaufen können.

Den konkreten Trainingsplan sowie Erklärungen und Begründungen für jede enthaltene Übung stelle ich im nächsten Artikel vor.

Falsche Ideale

Der von mir entwickelte Plan ist sicherlich keine Blaupause für alle anderen aktiven und angehenden Sportler da draußen. Aber er ist genau das, was zu mir und meinem Lebensstil passt und so gestaltet, dass ich ihm auch nach über einem Jahr immer noch gern folge.

Ich schätze, die Moral meiner Geschichte ist, dass wir uns, weder im Sport noch irgendwo sonst, von Idealen blenden lassen dürfen. Ein Sixpack und riesige Oberarme mögen beeindruckend aussehen und sind für viele Menschen eine Erfüllung. Wenn der Weg dorthin dein Leben jedoch dauerhaft viel mehr belastet, als er es bereichert, sollte möglicherweise über eine Richtungsänderung nachgedacht werden.

Du kannst nicht jedem Bereich deines Lebens 100% deiner Energie schenken - du musst sie so verteilen, dass du am Ende des Tages mit dir selbst glücklich bist.

Befreie dich von all dem äußeren Druck, finde heraus, was du willst und gestalte deinen Trainingsplan - und dein ganzes Leben - nach deinen eigenen Vorstellungen.